Die Grundaussage finde ich immer noch gut und richtig,
deswegen hatte ich das gute Stück ja auch erworben. Mit der Hauptthese im Buch
komme ich nur bedingt klar.
Zum einen finde ich die Idee, dass Rollenkonfusion zu
Burnout führt passend – zum anderen komme ich aber mit dem Schwerpunkt der
Autorin auf die Genderthematik nicht so ganz klar.
Sie belegt über Seiten und Seiten, dass es in der modernen
Welt eine Vermischung der männlichen und weiblichen Rollen gibt und, dass sich
daraus eine Überfrachtung und Überforderung der einzelnen ergibt, wenn sie
versuchen alle Anforderungen an den „modernen Menschen“ zu erfüllen. Soweit
kann ich gut folgen. Mutter, Karrierefrau, Individuelle Schöne und
Intelligente, Geliebte, treusorgende Gattin etc. – kurz „die perfekte
Familienmanagerin“ zu sein ist ebenso stressig und unübersichtlich wie der
Manager, der sportlich, intelligent, durchsetzungsfähig, ein guter präsenter
Vater, einfühlsamer etc.
Wobei mir der Focus auf die Geschlechterrollen aber eben zu
kurz gegriffen erscheint.
Also würde ich ihr nicht widersprechen wollen sondern
vielmehr den Blick etwas weiter heben und ihn auf eine allgemeine Überfrachtung
mit Möglichkeiten, bei gleichzeitiger Entscheidungsschwäche legen. Kurz gesagt:
Wir haben einfach zu viele Möglichkeiten und Gestaltungsfreiräume um alle in
ein Leben zu pressen – sodann wir sie denn haben.
Gleichzeitig beobachte ich bei Menschen die ausbrennen eine
Art innerer Getriebenheit, sie folgen einem Drehbuch was sie nicht als selbst
geschrieben empfinden, ihnen fehlt die Wahl, weil sie nicht gelernt haben, dass
sie wählen dürfen, was ihnen entspricht und weil sie nicht daran glauben, dass
es funktionieren könnte dies zu tun. Meist kommt es dann nicht einmal zu konkreten
Vorstellungen davon was man wie wählen könnte, was einem vielleicht anders oder
besser entsprechen würde und schon gar nicht, wie man das am besten umsetzten
könnte.
So bleibt „man“ dann schon im Ansatz der Selbstwahrnehmung
stecken und die Idee von Selbstwirksamkeit kommt erst gar nicht auf. In dieser
Starre verharren sie dann, unter Schmerzen funktionierend, innerlich leer,
ohnmächtig und hoffnungslos. Manche werden gnadenlos und unterschwellig
aggressiv - sie verkünden fatalistisch Sätze wie: „das sei eben so“, das „würde man auch noch
begreifen“ und „nur die harten kämen in den Garten“ – „es ginge nicht anders“
etc.
Andere wählen den Weg in die Abschottung, kündigen
innerlich, schalten Herz, Bauch und manchmal auch das Hirn auf Sparflamme und
überstehen so quasi in einer Art „Minimal- lebens-modus“ das (Arbeits-)Leben.
Dritte werden „einfach“ krank -
vielleicht sind die sogar am besten dran, denn sie haben sozusagen eine
Zwangs-Chance.
Wenn gleichzeitig eine Art Individualzwang – Du, darfst
nicht, nein, DU MUSST – es irgendwie individuell tun, was auch immer – aber
bitte nur in den dafür vorgesehenen Parametern, damit du nicht wohlmöglich deine Zugehörigkeit verspielst, wenn
du andere zu sehr verstörst .
„Die Industrie“ bietet dafür natürlich jede Menge Beiwerk an mit dem man dieses bewerkstelligen können soll. Alles bitte schnell, perfekt und mit Erfolg!
„Die Industrie“ bietet dafür natürlich jede Menge Beiwerk an mit dem man dieses bewerkstelligen können soll. Alles bitte schnell, perfekt und mit Erfolg!
Leistung ist gefragt und Erfolg, aber immer cool bleiben …
Allzeit bereit, up to date – Hauptsache beschäftigt, positiv gestresst – Poweryoga
(was für ein Wort!) …
Aber was heißt das überhaupt? Wann ist man genug? Wenn man
ist! Es geht um SEIN – hier sein, jetzt
sein, einfach nur sein – wenn einem
Menschen das wieder reicht, dann kann er einem anderen begegnen, dann muss er
weder um seine Zugehörigkeit noch um seine Freiheit bangen. Leicht gesagt
und schwerst umzusetzen – Aber so ist es ja oft – die Lösung ist leicht – sie
entspringt aus einem tiefen Vertrauen ins Leben, aus einem wachen und achtsamen
Geist, aus Liebe und dem Mut einen ersten Schritt zu tun, einen kleinen
vielleicht nur, aber einen ersten. Eine Grenze setzen um sich zu spüren, eine
Brücke bauen um einander zu begegnen. – >>einen Atemzug, einen Schritt,
einen Besenstrich<< – (nach Momo von Michel
Ende)
Ich nehme mir ja immer mal wieder vor konkreter, also
handlungsorientierter zu schreiben, bisweilen bleibe ich anscheinend noch in
der Adlerperspektive – aber alles hat seine Zeit – hopefully ;)
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