Donnerstag, 28. Juni 2012

Warum Burnout nicht vom Job kommt
Helen Heinemann

So lautet der Titel des letzen Buches, was ich diese Woche quasi mal „zwischengeschoben“ habe. Ein Freund hatte mir davon erzählt und ich bin seinem Plan, das Buch zu kaufen, zuvor gekommen. Nun habe ich es gelesen und muss sagen – tjoa, ganz ok.
Die Grundaussage finde ich immer noch gut und richtig, deswegen hatte ich das gute Stück ja auch erworben. Mit der Hauptthese im Buch komme ich nur bedingt klar.
Zum einen finde ich die Idee, dass Rollenkonfusion zu Burnout führt passend – zum anderen komme ich aber mit dem Schwerpunkt der Autorin auf die Genderthematik nicht so ganz klar.
Sie belegt über Seiten und Seiten, dass es in der modernen Welt eine Vermischung der männlichen und weiblichen Rollen gibt und, dass sich daraus eine Überfrachtung und Überforderung der einzelnen ergibt, wenn sie versuchen alle Anforderungen an den „modernen Menschen“ zu erfüllen. Soweit kann ich gut folgen. Mutter, Karrierefrau, Individuelle Schöne und Intelligente, Geliebte, treusorgende Gattin etc. – kurz „die perfekte Familienmanagerin“ zu sein ist ebenso stressig und unübersichtlich wie der Manager, der sportlich, intelligent, durchsetzungsfähig, ein guter präsenter Vater, einfühlsamer etc.
Wobei mir der Focus auf die Geschlechterrollen aber eben zu kurz gegriffen erscheint.
Also würde ich ihr nicht widersprechen wollen sondern vielmehr den Blick etwas weiter heben und ihn auf eine allgemeine Überfrachtung mit Möglichkeiten, bei gleichzeitiger Entscheidungsschwäche legen. Kurz gesagt: Wir haben einfach zu viele Möglichkeiten und Gestaltungsfreiräume um alle in ein Leben zu pressen – sodann wir sie denn haben.

Gleichzeitig beobachte ich bei Menschen die ausbrennen eine Art innerer Getriebenheit, sie folgen einem Drehbuch was sie nicht als selbst geschrieben empfinden, ihnen fehlt die Wahl, weil sie nicht gelernt haben, dass sie wählen dürfen, was ihnen entspricht und weil sie nicht daran glauben, dass es funktionieren könnte dies zu tun. Meist kommt es dann nicht einmal zu konkreten Vorstellungen davon was man wie wählen könnte, was einem vielleicht anders oder besser entsprechen würde und schon gar nicht, wie man das am besten umsetzten könnte.
So bleibt „man“ dann schon im Ansatz der Selbstwahrnehmung stecken und die Idee von Selbstwirksamkeit kommt erst gar nicht auf. In dieser Starre verharren sie dann, unter Schmerzen funktionierend, innerlich leer, ohnmächtig und hoffnungslos. Manche werden gnadenlos und unterschwellig aggressiv - sie verkünden fatalistisch Sätze wie:  „das sei eben so“, das „würde man auch noch begreifen“ und „nur die harten kämen in den Garten“ – „es ginge nicht anders“ etc.
Andere wählen den Weg in die Abschottung, kündigen innerlich, schalten Herz, Bauch und manchmal auch das Hirn auf Sparflamme und überstehen so quasi in einer Art „Minimal- lebens-modus“ das (Arbeits-)Leben. Dritte werden „einfach“ krank  - vielleicht sind die sogar am besten dran, denn sie haben sozusagen eine Zwangs-Chance.
Wenn gleichzeitig eine Art Individualzwang – Du, darfst nicht, nein, DU MUSST – es irgendwie individuell tun, was auch immer – aber bitte nur in den dafür vorgesehenen Parametern, damit du nicht wohlmöglich deine Zugehörigkeit verspielst,  wenn du andere zu sehr verstörst .
„Die Industrie“ bietet dafür natürlich jede Menge Beiwerk an mit dem man dieses bewerkstelligen können soll. Alles bitte schnell, perfekt und mit Erfolg!
Leistung ist gefragt und Erfolg, aber immer cool bleiben … Allzeit bereit, up to date – Hauptsache beschäftigt, positiv gestresst – Poweryoga (was für ein Wort!) …
Aber was heißt das überhaupt? Wann ist man genug? Wenn man ist! Es geht um SEIN – hier sein, jetzt sein, einfach nur sein – wenn einem Menschen das wieder reicht, dann kann er einem anderen begegnen, dann muss er weder um seine Zugehörigkeit noch um seine Freiheit bangen. Leicht gesagt und schwerst umzusetzen – Aber so ist es ja oft – die Lösung ist leicht – sie entspringt aus einem tiefen Vertrauen ins Leben, aus einem wachen und achtsamen Geist, aus Liebe und dem Mut einen ersten Schritt zu tun, einen kleinen vielleicht nur, aber einen ersten. Eine Grenze setzen um sich zu spüren, eine Brücke bauen um einander zu begegnen. – >>einen Atemzug, einen Schritt, einen Besenstrich<< – (nach Momo von Michel Ende)
Ich nehme mir ja immer mal wieder vor konkreter, also handlungsorientierter zu schreiben, bisweilen bleibe ich anscheinend noch in der Adlerperspektive – aber alles hat seine Zeit – hopefully  ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen