Der Untertitel „Vom Ursprung
alltäglicher und globaler Gewalt“ hat mich neugierig gemacht.
Nachdem ich „Die Masken der Niedertracht - Seelische
Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann“ von Marie-France
Hirigoyen und Michael Marx und davor „Die Narben der Gewalt –Traumatische
Erfahrungen verstehen und überwinden“ von Judith Lewis Herman las, passte
dieses Buch, zumindest vom Titel her in die Thematik.
Wer das Buch nicht gelesen hat aber dennoch einiges über
dessen Inhalt erfahren möchte dem empfehle ich mal bei Youtube vorbei zu
schauen:
Eigentlich wollte ich diesen Artikel schon gestern
schreiben, aber dann habe ich mir dieses Filmchen angesehen und freue mich nun,
dass ich darauf verweisen kann und somit verzichte ich auf eine weitergehende Inhaltsangabe
des Buches.
http://www.youtube.com/watch?v=PyLeglWf13k&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=PyLeglWf13k&feature=related
Joachim Bauer leitet her, dass es keinen Aggressionstrieb
gibt und der Mensch als ein wesentliches Grundbedürfnis Bindung, Zugehörigkeit
und Beziehung hat. Das ist sicherlich für alle, die glauben, dass der Mensch im
Grunde doch irgendwie Spaß an Gewalt und Machtausübung hat ein bisschen
unbequem. Glücklicherweise leitet er seine These lückenlos und sehr gut
nachvollziehbar her, so, dass es schwierig wird sie mit einem besserwissenden Lächeln
abzuwinken, zumindest, wenn man sich auf einen Diskurs einlassen möchte. Dafür
bin ich irgendwie dankbar. Mich zumindest hat er überzeugt und mich zum
Überdenken meiner eigenen Thesen im Bezug auf Mensch-sein gebracht.
Auch diesmal wieder nur eine von vielen Meinungen, die
einfach nur eine Einladung zum lesen und zum Dialog ist.
Die für mich zunächst entscheidende Gedankenkette aus dem
Buch ist u.a.folgende:
Im Hirn werden bei körperlichem und psychischem Schmerz die
gleichen Areale aktiviert.
„Soziale Verachtung
und Ausgrenzung aktivieren die Schmerzsysteme des menschlichen Gehirns“.
Einer der wichtigsten Auslöser von Aggression ist das zufügen von Schmerz.
Angst und Schmerz lösen Reaktionen in zum Teil gleichen Hirnarealen aus.
Aggression wird nicht unbedingt sofort ausagiert, sie kann
auch zeitlich und örtlich verschoben stattfinden.
Folge ich dieser These, dann bedeutet das für mich: Wenn ein
Mensch aggressiv ist dann hat er zuvor irgendwann, irgendwo eine
Schmerzerfahrung gemacht. Gewalt ist also die Folge von körperlicher oder
seelischer Schmerzempfindung. Gewalt löst ihrerseits wiederum Schmerz aus und so
wird eine immer größer werdende Gewaltspirale möglich.
Das klingt zunächst nach einem Harmonie-Appell, nach der
verordneten Friedlichkeit, dem Unterdrücken jeglicher Aggression; mit Nichten!
Aggressionen haben einen Sinn, sie sind sozusagen die
Wachposten an der „Schmerzgrenze“, sie schützen vor Grenzüberschreitung, somit
macht es wenig Sinn sie zu ignorieren oder gar zu negieren.
Wenn Aggression nicht erlaubt ist, dann wird sie zu lange verdrängt und es gibt keine sozialverträglichen Möglichkeiten sie auszuagieren.
Somit ist „Harmoniesucht“ eine der Ursachen für unterschwellige, meist
besonders zerstörerische, Gewalt!
Wir brauchen also gemeinschaftstaugliche
Möglichkeiten um Schmerz zu signalisieren, damit konstruktiv um zu gehen und Kommunikationsmöglichkeiten
für Schutz und Abgrenzung die selbst keinen erneuten Anstoß zur Gewalt sind.
An dieser Stelle werde ich heute enden – hier ergeben sich
für mich zahlreiche neue Überschriften, wie z.B. „Wie kann so eine Kultur der
Agressionsäußerung aussehen, oder anders gesagt, wie findet man zu innerer
Gelassenheit und lernt Grenzen zu setzen?“, „Was hat es mit der Harmoniesucht
auf sich?“ und zahlreiche andere – ich werde also weiter schreiben, beizeiten,
hopefully…
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