Es war einmal ein Mann, der war Tischler. Er lebte mit
seiner Frau in einer kleinen, aber schönen Dreizimmerwohnung, irgendwo in
Deutschland, vielleicht ganz in Ihrer Nähe.
Wenn einer einen Tisch oder einen Schrank brauchte ging er
zu dem Tischler und der baute dann das Möbelstück, ganz so, wie es der oder die
Kundin wünschte.
Der Tischler hatte Spaß an seiner Arbeit und er war auch
recht zufrieden mit seinem Einkommen. Große Sprünge waren zwar nicht drin, aber
er kam ganz gut zurecht. Da er viele Freunde und bekannte hatte und auch recht
beliebt war, weil er sich gern unterhielt und auch an vielem interessiert war
half man sich gegenseitig ein bisschen aus und so brauchte der Tischler nicht
allzu viel. Eines Tages kam ein Mann, der wollte eine Truhe haben, man einigte
sich schnell und als das Werk vollendet war kam der Mann um sein neues
Möbelstück abzuholen. Der Mann war beeindruckt von der guten Handwerkskunst und
meinte, dass er wohl noch ein paar Truhen mehr gebrauchen könnte um diese zu
verkaufen. Der Tischler freute sich und so baute er noch zwei weitere Truhen.
Als der Mann seine Wahre abholte erzählte er, wie gut und teuer er die erste
Truhe verkauft hatte und fragte den Tischler wie viele Truhen dieser denn so in
einer Woche bauen könnte. Unser Tischler war überlegte und antwortete dann,
dass er wohl so 5 Stück hin bekommen würde. Der Mann meinte, dass er bestimmt
10 verkaufen könnte und er schenkte dem Tischler eine Maschine mit der er die
Teile viel schneller zusägen konnte damit dieser 10 Truhen bauen könnte. So
wurde unser Tischler ein Truhenbauer, er baute jeden Tag zwei Truhen und
verdiente gut damit.
Als nun aber ein anderer Kunde kam, der wollte ein Regal für
seine Tochter, da hatte der Tischler gar keine Zeit mehr und musste das Regal
am Abend bauen. Er hatte nun nicht mehr so viel Zeit für seine Freunde und
Bekannten und weil er so viel zu tun hatte schlief er wenig.
Da beschloss er einen Angestellten zu haben, nun wurde es
zwar mit dem Geld wieder weniger, aber er hatte wieder etwas mehr Zeit. Das
bemerkte auch der Mann, der einmal in der Woche kam um die Truhen ab zu holen
und meinte: „Wenn Du nun einen Angestellten hast, dann kannst Du vielleicht
auch 20 Truhen bauen und von dem Geld was Du mehr verdienst kannst Du Dir eine
weitere Maschine kaufen.“ Der Mann bot dem Tischler an, das er ihm das Geld für
die Maschine leihen würde, bis dieser genug Geld zusammen gespart hatte. Und
weil der Mann sehr klug redete klang es verlockend in den Ohren des Tischlers
und er ging auf den Handel ein. So Ging es noch eine Weile, bis der Tischler
eine Halle gemietet hatte und noch weitere Arbeiter eingestellt hatte. Nun
hatte er eine Truhenfabrik und viele Angestellte. Inzwischen baute er keine
anderen Möbel mehr, weil er mit den Truhen viel mehr Geld verdiente. Weil er
jetzt ein reicher Mann war nahm er einen Kredit auf und baute ein Haus. Seine
Frau arbeitete im Büro bis die Kinder kamen, dann fanden sie eine Sekretärin
die für sie Arbeitete. Manchmal dachte der Tischler an die Zeit zurück als er
noch Möbel baute, aber dann wischte er die Sentimentalität mit einem Atemzug
aus seinem Sinn.
Inzwischen hatte er sich verändert, sein Interesse war jetzt
eher auf die Produktion ausgerichtet und darauf, wie er besser und mehr Geld
verdienen könnte um sich noch mehr schöne Dinge leisten zu können. Auch seine
Möbel baute er inzwischen nicht mehr selbst, dafür beauftragte er einen
Kollegen aus dem Nachbarort der dort noch eine kleine Werkstatt hatte. Der Mann
kam nun auch nicht mehr selbst, er ließ die Truhen mit Lastwagen abholen, nur
ab und an kam er und gab dem Tischler ein paar kluge Ratschläge.
Der Tischler arbeitete gern und viel, aber irgendwie war
seine Arbeit eintönig geworden und ab und an merkte er auch, das ihm die
Gespräche die er früher oft geführt hatte fehlten. Nach einer Weile bekam er
Rückenschmerzen. Er ging zum Arzt und bekam Tabletten, die halfen gut und der
Tischler machte sich keine Gedanken mehr. Viele Jahre später, der Tischler
hatte seine Sehnsucht nach den alten Gesprächen und die Freude die er immer
beim entwerfen eines neuen Möbelstücks hatte schon längst vergessen, wurde er
sehr krank.
Er schlief nicht mehr gut, hatte immer häufiger Schmerzen
und fühle sich oft gar nicht gut.
Aber weil er so viele Angestellte hatte für die er
Verantwortung übernommen hatte und weil das Haus auch noch bezahlt werden
musste ignorierte er sein Gefühl und nahm einfach ein paar Tabletten mehr. Er
ging immer seltener zur Arbeit, stellte einen Geschäftsführer ein und kümmerte
sich immer weniger um die Fabrik und die Angestellten. Schließlich, nach einem
Gespräch mit dem Mann der einst die erste Truhe gekauft hatte, hörte er ganz
auf zu Arbeiten.
Der Mann meinte er könnte es sich jetzt leisten in Rente zu
gehen und seinen Lebensabend zu genießen. Inzwischen hatte der Tischler viele
Krankheiten und Schmerzen und kein Arzt konnte ihm so recht helfen. Weil er
jetzt nicht mehr arbeiten musste wollte er etwas schönes tun und er erinnerte
sich an seine Lehrzeit. Als er gerade seine Alten Werkzeuge heraus suchte die
er als Erinnerung in einer der ersten Truhen, die er gebaut hatte, aufbewahrte,
kam sein Enkelin ihn besuchen. Das kleine Mädchen fragte ihn, was er tue und er
erzählte ihr von damals, wie alles angefangen hatte und das er nun wieder einmal
einen schönen Schrank bauen wollte. Die kleine sah ihn mit großen klaren Augen
an und stellte fest „ Also machst Du jetzt wieder, was Dir Spaß bringt.“, dann
überlegte sie und fragte: „Aber Opa, wenn Du damals so viel Spaß hattest, warum
hast Du dann den Mann mit der Truhe nicht einfach wieder fortgeschickt?“ Und
als der Tischler das hörte wurde er im Herzen bewegt. Dann nahm er das Mädchen
auf den Schoß und sagte ihm:
„Weißt Du, manchmal erzählt einem jemand etwas was ganz gut
klingt und man glaubt ihm und wenn man dann tut was er gesagt hat, dann macht
man einfach immer weiter und weiter und am Ende hat man alles vergessen.“ –
„ach“ – antwortete sie „macht ja nicht Opa, jetzt hast Du es ja bemerkt“ mit
diesen Worten sprang sie auf und lief fröhlich hinaus.
Er blickte ihr nach und seine Augen füllten sich mit Tränen.
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