…mal wieder einen Beitrag zu schreiben. Es ist zwar schon
eine Weile her, aber gerade fiel es mir wieder ein: Neulich sind mir in einer
Woche vier baugleiche Drucker abgeraucht! Irgendwie schwankte ich zwischen
lachen und schreien, dem Suchen nach der versteckten Kamera und einer gewissen
Schicksalsergebenheit. Eine Woche später sah ich einen Fernsehbericht über
Obsoleszenz, erinnerte mich an mein ganz persönliches „Technikerlebnis“ und
begann, vielleicht ja auch völlig unberechtigt, gewisse Denkverbindungen zu
knüpfen.
Der Begriff Obsoleszenz, war mir bis dahin nicht besonders geläufig,
im der Reportage ging es darum, wie wir mit unserem Müll umgehen, wie Kinder in
Afrika dadurch ihre Familie ernähren und ihre Zukunft und Gesundheit ruinieren,
dass sie z.B. unseren Elektroschrott abfackeln um an eine Hand voll Metall zu
kommen. Und darum, das Unternehmen geplant Schwachstellen in ihre
Produkte einbauen um deren Haltbarkeit absichtlich zu verschlechtern. Die Idee
dahinter ist, das Mensch, also Nutzer der Wahre, dann schneller animiert wird,
etwas neues zu kaufen. Auf Wiki habe ich mich dann schlau gemacht und heraus
gefunden, das die Obsoleszenz verschiedene Gesichter hat.
Um den Verkauf, also den Umsatz von Wahren zu steigern kann
man, schon mal etwas minderwertiger, also weniger haltbar produzieren, damit es
einfach schneller kaputt geht.
So hat man z.B. 1924 die Brenndauer von Glühbirnen auf 1000
Stunden begrenzt. Hat aber keiner so recht mitbekommen ;-) ; Manche Drucker
werden auf eine bestimmte Anzahl Ausdrucke begrenzt indem eine Art Zähler
installiert wird und sicher gibt’s da auch noch weitere Beispiele. Aber
es gibt ja noch mehr Möglichkeiten, man kann einfach neuere Produkte so
gestalten, das sie, zu bereits bestehenden Produkten, nicht mehr kompatibel sind,
wer schon einmal einen neuen Rechner gekauft hat und dann feststellen musste,
das er nun auch Updates für sämtliche Anwenderprogramme braucht, weiß in etwa,
was ich meine.
Oder, auch nett, Stecker passen nicht mehr, zur neuen Kamera
gehört natürlich auch ein neues Akku, nicht, weil das alte nicht mehr
funktioniert, nein, es passt nur einfach nicht oder die Reparatur eines Gerätes
ist wesentlich teurer als ein Neukauf etc.
Man kann aber auch einfach alle halbe Jahr ein neues Produkt
auf den Markt werfen und behaupten, dieses Produkt wäre in jedem Fall besser, als
das alte, nach dem Motto: lieber 10 Zwischenversionen als ein wirklich
durchdachtes neues Modell. Das nennt sich dann psychische Obsoleszenz oder
vielleicht auch Mode.
Das Ergebnis ist, das Menschen wie ich sich einfach darüber
ärgern, dass sie viel Zeit damit verbringen müssen sich zu informieren,
einzukaufen und altes, gut Bewährtes zu vermissen.
Manchmal neige ich auch zu Hamsterkäufen ;-). Ich liebe
meinen MP3 Payer, weil man da ein einfaches Akku rein tun kann und man kann es,
wenn es leer ist einfach eben ersetzen und entspannt weiter Musik hören. Er hat
Tasten, die ich auch im Dunkeln, z.B. in der Manteltasche blind bedienen kann und man
kann ihn wie einen USB-Stick schnell und einfach zum übertragen von Daten an
den Rechner anschließen. Diese Modelle sind allerdings leider aus der Mode
gekommen. Als ich eine arme Verkäuferin fragte, was man denn tue, wenn das
Akku leer sei und sie mit völlig verständnislosem Gesicht meinte „aufladen“…
ja, genau, aufladen, Stundenlang… und wenn ich dann grad Musik hören will… tja,
genau, -dumm gelaufen! Ach so, und wenn das Akku kaputt ist, dann kann man auch
gleich das ganze Gerät entsorgen, ist doch klar ;-).
Aber anscheinend finden
andere das normal. Norm-al ist das sicher auch, also weil es eben der "Norm"
entspricht, aber ist das gut? Also mit meinem alten unmodernen Teil fühle ich
mich freier irgendwie, also unmodern, aber bisher blieben die Neurosen aus ;-).
Ich empfinde es als Angriff auf meine Freizeit, wenn ich mich, eine gefühlte
Ewigkeit, ausgestattet mit totaler Ahnungslosigkeit und allein gelassen, in die
Servicewüste bemühen muss, nur um mir ein einfaches Produkt zu kaufen, weil das
alte leider an seiner Sollbruchstelle zu Grunde gegangen ist. Da mögen mich nun
Mitleidige Blicke von Wirtschaftswissenschaftlern streifen, die mir so gern
erzählen möchten, warum ich grenzenlos naiv bin und es zwar vielleicht weh tut,
aber leider sein müsse, um unser aller Wohlstand zu sichern. Und ich mag zurück
fragen, ob wir denn nichts Besseres oder auch Nötigeres zu tun hätten als uns
ständig mit neuem Spielzeug zu beschäftigen.
Ich fände es ja gut, wenn es möglichst vielen möglichst gut
gehen würde und ich stell mir einfach mal vor, wie es denn wäre, wenn ein
Produkt den Markt gesättigt hätte, weil es einfach nachhaltig ist und nun würde
man nur noch Geld mit Zusatzartikeln oder Reparaturen verdienen können… Ja, und
dann hätte man Zeit und Energie etwas neues, vielleicht ganz anderes zu
(er)-finden, was allen nützen würde. Ja, so einfach ist das nicht? Oh doch,
genau so einfach ist das ;-) Wo bleibt da die allgepriesene Flexibilität?
Auch, wenn ich dieses Thema hier nicht auswalzen möchte, was
ich gut und gerne könnte, diese eine Bemerkung möchte ich noch los werden: Wenn
Marktwirtschaft bedeutet, das man die Bedürfnisse des Marktes, also der
Menschen befriedigt, wo sind dann all die Produkte, die ich schmerzlich
vermisse und für die ich auch, ehrlich, echtes Geld hinlegen würde:
Wo sind Robuste Geräte für deren Benutzung man kein Studium
braucht, wo sind langlebige Produkte die nachhaltig, gesundheitlich
unbedenklich, ökologisch vertretbar, ästetisch schön und zeitlos wandelbar
sind? - Die vielleicht sogar einen wiederverkaufswert hätten... (oder ist das kein Umsatz?). Wo sind die Verkäufer, die unter Beratung nicht z.B. „ich les das mal von
der Verpackung ab“ oder „ich erzähl Dir mal was Du hören willst, Hauptsache Du
kaufst das“ verstehen.
Es wird Zeit… vielleicht sind manche Denk und Handlungs-Modell
inzwischen ja auch einfach obsoleszent… kommt natürlich darauf an, wo man so
hin will.
Ich jedenfalls würde meine Zeit gern anders gestalten und
deswegen verzichte ich auch manchmal einfach auf ein Produkt, weil es mir
einfach zu aufwendig ist oder zu schlecht. Nach dem Motto lieber nix als Shit.
In diesem Sinne
Mach was Schönes!
hopefully…
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